Zinkjungen –
von schwarzen Tulpen und Zinksärgen
In der Inszenierung nach Motiven aus Swetlana Alexijewitschs dokumentarischem Roman Zinkjungen wird der Afghanistan-Krieg der Sowjetunion zugleich konkret und Krieg ganz allgemein in seinem Charakter als „universeller Wahnsinn“ offenbar. Im großen Raum der Parochialkirche suchen Schauspiel, Gesang, Bewegung, Musik, Objekte nach einer künstlerischen Sprache, die dem, was nicht erzählbar erscheint, einen sinnlichen Leib geben. Schwarze Tulpen – so wurden die Flugzeuge genannt, mit denen die sterblichen Überreste zumeist blutjunger sowjetischer Soldaten in Zinksärgen „nach Hause“ gebracht wurden. Verschweißte Zinksärge – Sinnbild für das Tabu des Afghanistan-Krieges in der Sowjetunion, Sinnbild für eine vergessene Katastrophe. Dem Einmarsch der Sowjetarmee in Afghanistan lag die Lüge zugrunde, einem Volk und Land auf seinem Weg in den Sozialismus helfen zu wollen – eine Hilfe mit vernichtenden Mitteln und traumatischen individuellen und kollektiven Folgen, vergleichbar jenen Folgen, die der Vietnamkrieg für die USA hatten. Durch den Verlust des Glaubens, für die „richtige Sache“ zu kämpfen, erodierte das Vertrauen in das übermächtige System. Der Krieg als sichtbar gewordene Lüge zeigt sich aktuell im imperialen Anspruch eines fortwirkenden homo sovieticus. „Es geht nicht darum, möglichst viel Schreckliches zu erzählen, das ist keine Literatur. Wichtig ist eine neue Perspektive …“ (Alexijewitsch)
Ein Theaterprojekt von Elzbieta Bednarska
Premiere am Donnerstag, den 19. Januar 2023 | 19 Uhr
Weitere Vorstellungen: Fr., 20., Sa., 21. & So. 22. Januar 2023 | jeweils 19 Uhr
Parochialkirche Berlin
Klosterstr. 67 | 10179 Berlin
www.marienkirche-berlin.de
Kartenvorbestellung: schwarze-tulpen@gmx.net
Fon: 0152 3793 7546
Eintritt: € 12 bis € 18
Konzept/Regie: Elzbieta Bednarska
Mit: Florentine Schara, Sophie Tassignon, Richard Schnell, Johannes Stubenvoll, Ingo Ross, Konrad Roginski
Komposition/Musik: Sophie Tassignon, Ingo Ross, Konrad Roginski
Liedtexte: Ingo Ross
Kostüme/Raum: Petra Korink
Licht: Aljosa Dakic
Gefördert vom FONDS DARSTELLENDE KÜNSTE
innerhalb des Förderprogramms: Neu.Start.Kultur
© sämtliche Fotos: Marta Pang