Nacht

Nacht

„Jetzt bin ich eine Leiche und weiß nicht, wo ich meine Seele habe, und ob ich je eine hatte. Ein Loch im Körper habe ich, quer hindurch, und durch das Loch weht die Kälte rein.“

© Foto: Roger Rossell

Ein polnischer Gauner wird bei einem Raubüberfall von einem deutschen Juwelier erschossen und kehrt als Leiche heim. Ohne Beute und ganz ohne Herz, weil Transplantate knapp sind. Der Juwelier benötigt ein neues Herz. Im OP beginnen die Seele des slawischen Diebs und der Körper des Deutschen mit dem polnischen Herzen einen gespenstischen Dialog.

In einem wortgewaltigen Stimmengewirr von Chören und Dialogen jagt Stasiuk den lebenslustigen, kleinkriminellen polnischen Versager auf den hygienebesessenen, autoritätshörigen, mörderischen Erfolgsdeutschen und umgekehrt; lässt Polenchöre inbrünstig über Russen und Schwule herziehen, während der deutsche Juwelier von Sturzkampfflugzeugen schwärmt. Doch am Ende siegt das gegenseitige Verstehen wollen über das Vorurteil.

Künstlerische Leitidee der Inszenierung ist die Selbstaussage des Autoren, der zuhause in den Beskiden die Geister vernommen haben will, die ihm in nächtlich singenden und klingenden, zu rauschenden Chören anschwellenden Stimmen zur „Nacht“ inspirierten. Dabei steht das pulsierende Herz Polens als dynamische Bildmetapher zwischen den slawo-arteriellen Blut- und den germano-venösen Sach-Strömen und gibt der transdisziplinären Inszenierung ihre Perspektive. Die Schauspieler verkörpern mehrere Rollen und sprechen chorisch. Der Text wird musikalisch erfasst und mit Gesang, Saxophon und Klarinette in einen improvisierenden Dialog mit der Handlung gebracht.

Team

Regie Elzbieta Bednarska —– Schauspiel Paolo Masini – Frank Müller – Richard Schnell – Johannes Stubenvoll —– Gesang und Stimmeffekte Sophie Tassignon —– Saxophon und Klarinette Peter van Huffel —– Ausstattung Florian Guist —– Kostüme Florian Guist & Josefine Lindner —– Licht Jana Leheis

 

 



© Fotos: Roger Rossell