Die Mauern von Hebron

Die Mauern von Hebron

Eine Theaterperformance mit Texten aus dem gleichnamigen Werk von Andrzej Stasiuk, aus dem Polnischen von Olaf Kühl. Aufführungsrechte: Suhrkamp Verlag Berlin

Andrzej Stasiuks „Die Mauern von Hebron“ handelt von seiner Gefängniszeit. Er saß dort mit kleinen und großen Gaunern, Dieben, Vergewaltigern, Mördern. „Ich hätte das Gefängnis hassen sollen, aber das Gefängnis gefiel mir. Ich hätte eine Wut auf jemand haben sollen, aber mir war das so was von egal.“ Der Ich-Erzähler gerät hier in das Kellergeschoss menschlichen Daseins, männlicher Gewalt und Sexualität. Im Schlusskapitel wird auf einen Bibelvers verwiesen: In Josua 20 geht es um die Errichtung von Freistädten für das Volk Israel. In Hebron, auf dem Gebirge Juda, sollte Schutz finden derjenige, „der jemand aus Versehen, unvorsätzlich, erschlägt, damit sie euch als Zuflucht vor dem Bluträcher dienen“.

Die Inszenierung von Bednarska entwirft die Stationen des Kreuzweges eines Gefangenen als eindringliches sprachlich-musikalisches Relief. Der Lebens-Weg des Eingeschlossenen ist auf ein Minimum an Raum und Zeit reduziert. „Wohin gehst du so? Gehen geh ich, gehen geh ich, gehen geh ich, denn ich habe Faden und Kette des Gewebes von Zeit und Raum entwebt. Hörst du nicht das Krachen der zerreißenden Materie? Hörst du es wirklich nicht?“ Diese Reduktion wirft radikal zurück auf die Frage nach der Menschlichkeit unter entmenschlichenden Bedingungen. Die Wege des Insassen sind ritualisierte Pfade, an denen entlang er nach dem inneren Licht in einer von Menschen für Menschen zubereiteten Hölle sucht.

Team

Bühnenfassung und Regie Elzbieta Bednarska —– Schauspiel Richard Schnell —— Gesang Sophie Tassignon —— Bewegung Johannes Stubenvoll —– Komposition, Saxophon, Yaybahar Ingo Ross —– Schlagwerk Korbinian Saur —– Multiinstrumentalist Konrad Roginski —– Kostüme Daphne Roeder —– Licht Juri Randler —– Plakat Leszek Zebrowski

 

Radiobeitrag zu: Die Mauern von Hebron

 



© Fotos: Shelley Pellegrin