Lusseyran – Das wiedergefundene Licht

Ausschnitt aus der Skulptur „Lichtspuren I“
Carrara Marmor – von Barbara Schnetzler, 2019



Ein Theater der gesprochenen Literatur und der Musik. In Verbindung mit Bildender Kunst gestalten Richard Schnell und Fritz Nagel Bühnenprogramme, die den Zuhörer frei lassen eigene Bilder, Gedanken und Gefühlswelten zu entfalten.

 

 

Jacques Lusseyran, geboren 1924 in Paris, verliert mit acht Jahren in Folge eines Unfalls sein Augenlicht.
Schon bald entdeckt er jedoch, dass er auf eine neue Art sehen kann: „Ich sah eine Welt, die ganz in Licht getaucht war, die durch das Licht und vom Licht her lebte.“ Mit siebzehn gründet er die Widerstandsbewegung Volontaires de la Liberté, um gegen die deutschen Besatzer zu kämpfen.
Jeder, der dieser Organisation beitreten möchte, wird von Jacques Lusseyran mit seiner feinen Wahrnehmung auf seine Integrität hin geprüft. Dennoch werden er und seine Freunde 1943 verraten und verhaftet und nach Buchenwald deportiert. Inmitten von Krankheit, Folter und Qual bewahrt sich Jacques Lusseyran sein inneres Licht und kann so vielen Menschen helfen.

 

Hörprobe – Audio-Link zu Soundcloud 6:57 min

 

Thema des Abends war das Leben des mit acht Jahren erblindeten Jacques Lusseyran.
Richard Schnell las mit solcher Sprach­kraft und inneren Ver­bundenheit, dass sich der Himmel zu öffnen schien und man meinte, der Autor würde selbst sprechen. Mit auf­rechter Klar­heit wurde Lusseyran als 17-jähriger Schüler Mitglied der Résistance und begann die Wider­stands­gruppe Volontaires de la Liberté aufzubauen.
Eindrücklich erlebten wir, mit welcher Ent­schieden­heit er auf sein inneres Licht hörte und sich so größten Gefahren aus­setzte. Nur einmal folgte er der inneren Wahr­nehmung nicht, als ein Mitglied neu auf­genommen wurde, was zu seiner und weiteren Ver­haftungen führte. Im Kon­zen­trations­lager erlebte er – todesnahe – eine Heilung durch die Gegen­wart Christi und wurde zu einem Licht- und Hoffnungs­träger für Mit­gefangene.
Zwischen den Texten erklangen Melodien von Fritz Nagel auf seinen Shakuhachi-Flöten, die das Gehörte aufgriffen und in der Wirkung verstärkten. Eine weiße Marmor­skulptur von Barbara Schnetzler war an einigen Stellen dünn und durch­scheinend, so dass bei wechselndem Licht eine Kreuz­form entstand. Ein Abend, an dem die gekonnte Ver­bindung von Sprache, Musik und Licht zu einem bleibenden Nach­klang führte.
Clemens Engl, Gröbenzell

 

Ich hatte den Eindruck, dass nicht nur ich selbst, sondern auch die Schüler­*innen durch die Reduktion der sonst üblichen Reiz­über­flutung viel tiefer, viel inten­siver mit ihrem Ver­ständnis und ihrem Empfinden in das Geschehen ein­tauchen konnten. Sie waren von der ersten bis zur letzten Minute sehr auf­merksam, ja wie gebannt. Erschüttert ver­folgten sie Lusseyrans Weg zunächst in die Erblindung, dann in den Wider­stand gegen das Nazi-Regime, […] in die Kon­fron­tation mit Gewalt, Ernie­drigung, Folter, Hunger, Tod und Ermordung – bis zur Be­freiung des Lagers durch die Amerikaner. Die Schüler­*innen erlebten also die NS-Geschichte ganz intensiv an einem Einzel­schicksal, aus der Sicht eines fast gleich­altrigen Franzosen, bei dem zu keinem Moment Hass auf die Deutschen insgesamt zu spüren war. […] er vermochte sein inneres Erleben, […] auf eine so ein­dring­liche und an­rührende Art zu formulieren, dass neben dem Grauen immer auch das Höchste und Edelste, was ein mensch­liches Wesen ausmacht oder aus­machen sollte, gegen­wärtig war. […]
Ich bin überzeugt, dass ein solches Format histo­rischer Ver­mittlung dazu geeignet ist, in jungen, aber auch in er­wachsenen Zuhörern aller Alters­stufen ein großes Interesse an der Thematik wachzurufen, Empathie zu ent­wickeln, bzw. enorm zu ver­stärken und über das tiefe Mit­empfinden sicher auch eine ethische Haltung zu verankern, was alles auch zu ent­sprechenden Hand­lungs­impulsen führen kann und wird.
Isabella Geier

 

Lieber Herr Schnell,
auf diesem Wege möchte ich mich recht herzlich bei Ihnen für diese sehr eindrucksvolle Lesung gestern in der Rudolf Steiner Buchhandlung bedanken. Es war so lebendig und kraftvoll, dass ich sicherlich mehrmals das Atmen vergaß. Auch die Musikbegleitung war ebenso herausragend.
Die Geschichte von Jacques Lusseyran zeigt mir/uns, dass wir im Grunde alle diesen großen Schatz in uns tragen, den es sich lohnt, (wieder-) zu entdecken. Wir haben es nur vergessen, dass wir lichtvolle Wesen sind und so viel Kraft in uns haben, wenn wir aus dem Herzen leben. Es scheint, als könnten wir mit diesem Schatz, den uns J. Lusseyran so lebendig und überaus mutig mit seiner Geschichte aufgezeigt hat, alle noch so widrigen und grauenvollen Lebensumstände meistern und sogar anderen noch in der Not helfen.
Die Lesung hat wirklich einen großen Eindruck bei mir hinterlassen, der immer bleiben wird.
Es grüßt Sie herzlich aus Hamburg

 

Textseite der Postkarte A6