Ein Theater der gesprochenen Literatur und der Musik. In Verbindung mit Bildender Kunst gestalten Richard Schnell und Fritz Nagel Bühnenprogramme, die den Zuhörer frei lassen eigene Bilder, Gedanken und Gefühlswelten zu entfalten.
Jacques Lusseyran, geboren 1924 in Paris, verliert mit acht Jahren in Folge eines Unfalls sein Augenlicht.
Schon bald entdeckt er jedoch, dass er auf eine neue Art sehen kann: „Ich sah eine Welt, die ganz in Licht getaucht war, die durch das Licht und vom Licht her lebte.“ Mit siebzehn gründet er die Widerstandsbewegung Volontaires de la Liberté, um gegen die deutschen Besatzer zu kämpfen.
Jeder, der dieser Organisation beitreten möchte, wird von Jacques Lusseyran mit seiner feinen Wahrnehmung auf seine Integrität hin geprüft. Dennoch werden er und seine Freunde 1943 verraten und verhaftet und nach Buchenwald deportiert. Inmitten von Krankheit, Folter und Qual bewahrt sich Jacques Lusseyran sein inneres Licht und kann so vielen Menschen helfen.
Hörprobe – Audio-Link zu Soundcloud 6:57 min
Besprechung in der Wochenschrift „Das Goetheanum“ – 1-2.2025
von Aina Bergsma
Thema des Abends war das Leben des mit acht Jahren erblindeten Jacques Lusseyran.
Richard Schnell las mit solcher Sprachkraft und inneren Verbundenheit, dass sich der Himmel zu öffnen schien und man meinte, der Autor würde selbst sprechen. Mit aufrechter Klarheit wurde Lusseyran als 17-jähriger Schüler Mitglied der Résistance und begann die Widerstandsgruppe Volontaires de la Liberté aufzubauen.
Eindrücklich erlebten wir, mit welcher Entschiedenheit er auf sein inneres Licht hörte und sich so größten Gefahren aussetzte. Nur einmal folgte er der inneren Wahrnehmung nicht, als ein Mitglied neu aufgenommen wurde, was zu seiner und weiteren Verhaftungen führte. Im Konzentrationslager erlebte er – todesnahe – eine Heilung durch die Gegenwart Christi und wurde zu einem Licht- und Hoffnungsträger für Mitgefangene.
Zwischen den Texten erklangen Melodien von Fritz Nagel auf seinen Shakuhachi-Flöten, die das Gehörte aufgriffen und in der Wirkung verstärkten. Eine weiße Marmorskulptur von Barbara Schnetzler war an einigen Stellen dünn und durchscheinend, so dass bei wechselndem Licht eine Kreuzform entstand. Ein Abend, an dem die gekonnte Verbindung von Sprache, Musik und Licht zu einem bleibenden Nachklang führte.
Clemens Engl, Gröbenzell
Ich hatte den Eindruck, dass nicht nur ich selbst, sondern auch die Schüler*innen durch die Reduktion der sonst üblichen Reizüberflutung viel tiefer, viel intensiver mit ihrem Verständnis und ihrem Empfinden in das Geschehen eintauchen konnten. Sie waren von der ersten bis zur letzten Minute sehr aufmerksam, ja wie gebannt. Erschüttert verfolgten sie Lusseyrans Weg zunächst in die Erblindung, dann in den Widerstand gegen das Nazi-Regime, […] in die Konfrontation mit Gewalt, Erniedrigung, Folter, Hunger, Tod und Ermordung – bis zur Befreiung des Lagers durch die Amerikaner. Die Schüler*innen erlebten also die NS-Geschichte ganz intensiv an einem Einzelschicksal, aus der Sicht eines fast gleichaltrigen Franzosen, bei dem zu keinem Moment Hass auf die Deutschen insgesamt zu spüren war. […] er vermochte sein inneres Erleben, […] auf eine so eindringliche und anrührende Art zu formulieren, dass neben dem Grauen immer auch das Höchste und Edelste, was ein menschliches Wesen ausmacht oder ausmachen sollte, gegenwärtig war. […]
Ich bin überzeugt, dass ein solches Format historischer Vermittlung dazu geeignet ist, in jungen, aber auch in erwachsenen Zuhörern aller Altersstufen ein großes Interesse an der Thematik wachzurufen, Empathie zu entwickeln, bzw. enorm zu verstärken und über das tiefe Mitempfinden sicher auch eine ethische Haltung zu verankern, was alles auch zu entsprechenden Handlungsimpulsen führen kann und wird.
Isabella Geier
Lieber Herr Schnell,
auf diesem Wege möchte ich mich recht herzlich bei Ihnen für diese sehr eindrucksvolle Lesung gestern in der Rudolf Steiner Buchhandlung bedanken. Es war so lebendig und kraftvoll, dass ich sicherlich mehrmals das Atmen vergaß. Auch die Musikbegleitung war ebenso herausragend.
Die Geschichte von Jacques Lusseyran zeigt mir/uns, dass wir im Grunde alle diesen großen Schatz in uns tragen, den es sich lohnt, (wieder-) zu entdecken. Wir haben es nur vergessen, dass wir lichtvolle Wesen sind und so viel Kraft in uns haben, wenn wir aus dem Herzen leben. Es scheint, als könnten wir mit diesem Schatz, den uns J. Lusseyran so lebendig und überaus mutig mit seiner Geschichte aufgezeigt hat, alle noch so widrigen und grauenvollen Lebensumstände meistern und sogar anderen noch in der Not helfen.
Die Lesung hat wirklich einen großen Eindruck bei mir hinterlassen, der immer bleiben wird.
Es grüßt Sie herzlich aus Hamburg
